Die Lohner-Roller erlangten in den 50er- und 60er-Jahren Kultstatus. Ihr klassisch schönes Design überzeugt auch heute noch. Charakteristisch für alle Lohner-Roller ist das selbsttragende Chassis, das alle wesentlichen Teile des Rollers aufnimmt. Als Motor kamen grundsätzlich Sachs Rotax-Modelle zum Einsatz. Lediglich bei einem Modell wurde ein ILO-Motor verbaut. Im Folgenden möchte ich die einzelnen Roller kurz vorstellen. Details zu den Modellen werde ich in meinem Blog beschreiben.

L98

Lohner L98

Der erste Lohner-Roller verließ das Werk nach nur einjähriger Entwicklungszeit als erster seiner Art in Österreich. Zugelassen als zweisitziges Fortbewegungsmittel ohne Konkurrenz war dem Roller der Erfolg gesichert. Ein Jahr später wurde der Roller bereits verbessert und mit Hupe und Tachometer ausgestattet. Aufgrund seiner auffälligen Form wurde er liebevoll „Kamel“ genannt. Etwa 1.900 dieser formschönen Tiere bevölkerten in nur zwei Jahren die österreichischen Straßen. Angetrieben wurde das Kamel durch einen 98 ccm Motor.

Am Rande bemerkt, der Konstrukteur des L98 war Ing. Otto Kauba. Dieser verließ nach Differenzen die Lohner-Werke und prägte das Stadtbild mit seinen eigenen Gefährten, den Kauba Lux Rollern sowie den Bobby- und den Kosty-Rollern. Hinweise zu diesen Rollern, zu Teilen oder Literatur nehme ich dankbar an.

L98T mit Einradanhänger

Lohner L98T

Zwei Jahre nach der Einführung von Motorrollern in Österreich war bereits ein neues Modell serienreif, der L98T oder Modell 1952. Er stellte eine verbesserte, belastbarere Version des L98 dar und bekam daher ein „T“ für „Touren“ als Namenszusatz. Der L98T wies ein verbreitertes Schutzschild, bessere Vorderradfederung und eine andere Getriebeabstufung im Motor (ebenfalls 98 ccm) aus. Das Gepäcksfach wanderte von der Seite in das Heck, sodass der „Buckel“ verschwand. Etwa 4.000 Roller dieses Typs rollerten vom Band.

Außerdem begann man mit dem Roller stärker zu experimentieren. So wurde ein stärkerer Motor eingebaut und die Tauglichkeit für den Beiwagenbetrieb erprobt.

Ergänzend bot Lohner einen Einradanhänger für den L98T an. Dieser extrem formschöne Transportbehälter wurde vermutlich nur in geringer Stückzahl gebaut. Ein Exemplar soll vor 16 Jahren nach Frankreich verkauft worden sein. Hinweise dazu sind jederzeit willkommen.

L200 Super mit Beiwagen

Lohner L200 Super mit Beiwagen

Im Jahr 1953 stellte man einen sehr starken Motorroller vor, den L200 Super. Er war die Antwort auf die leistungsstarken Roller aus Deutschland, traf aber nicht den Geschmack der Österreicher. Auch aufgrund des hohen Kaufpreises wurden lediglich wenige Exemplare verkauft und insgesamt nur 950 Stück produziert. Der L200 Super war mit einem 200 ccm starken Motor ausgestattet, für zwei Personen zugelassen und standardmäßig für den Beiwagenbetrieb typisiert. Lohner verkaufte den Roller mit eigenem Beiwagen oder auch mit Felberbeiwägen ab Werk bestückt. Laut ehemaligen Mitarbeitern wurden von dem Lohner Beiwagen nur etwa 30 Stück gebaut. Ein Kollege besitzt allerdings ein Exemplar mit weitaus höherer Fahrgestellnummer. Daher dürften insgesamt 70-90 Stück produziert worden sein.

Das Krokodil, wie der Roller auch genannt wurde, wurde sehr gerne als Lasttier eingesetzt. Viele Krokodile waren mit „Beiwagen“ ausgestattet, um Waren aller Art zu den Märkten zu liefern. Laut einem ehemaligen Mitarbeiter wurden bei den Lohner-Werken Nachtschichten eingelegt, um defekte Roller bis zum Morgen wieder betriebstüchtig bereitzustellen.

L125

Lohner L125

Mit dem L125 hatten die Lohner-Werke mit einem innovativen Konzept und einer „ausufernden“ Karosserie den Nerv der „wilden 50er“ getroffen. Auch der moderate Preis sorgte dafür, dass ab 1954 insgesamt 8.727 Stück an den „kleinen Mann“ gebracht werden konnten.

Dabei wich man deutlich vom Design der Vorgänger ab und baute einen schwungvollen Roller mit großem Stauraum im Bug und kleinen Werkzeugfach im Heck. Ausgestattet mit einem 125 ccm Motor mit Kickstarter und in der zweiten Serie mit Elektrostarter war er auch für kleinere bis größere Ausflüge gut gerüstet.

Technisch hervorzuheben ist die einseitige Aufhängung der Räder sowie die leichte Zugänglichkeit des Motors, der hinter zwei seitlich angebrachten Deckeln liegt.

L200 Rapid mit Beiboot

L200 Rapid mit Beiboot

Die Karosserie des L125 erfreute sich derartiger Beliebtheit, dass man sich entschloss, den Roller für stärkere Motoren zu adaptieren. Der erste Roller war eine Neuauflage des „Superrollers“. Wobei man auf einen 200 ccm ILO Motor zurück griff. Bedingt durch die beginnenden Zweiradkrise wurden von diesem Roller zwischen 1956 und 1958 lediglich 280 Stück hergestellt.

Auch für diesen Roller entwickelte man ein Beiwagenkonzept, das innovative „Beiboot“. Dabei ging der Beiwagen formschön in das Rollerdesign über. Serienmäßig aus Polyester gefertigt wechselten angeblich nur 20 Stück den Besitzer.

L150

L150

Eine weitere Adaption des L125 war ab 1960 der Lohner L150. Mit schöner Zwei-Farben-Lackierung, weiteren Zierleisten am Deckel und ausgestattet mit einem 150 ccm-Motor mit Kickstarter war er der letzte seiner Art bei Lohner. Er krachte mitten in die Zweiradkrise, sodass von 403 produzierten Rollern 101 Stück auf Lager gelegt wurden. Nach der Übernahme von Lohner durch Bombardier wurde die „Altware“ laut einem ehemaligen Mitarbeiter entsorgt.